Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 17. März 1999

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"Datenwächter muß Kritik mäßigen
...Verwaltungsgericht Köln untersagte dem Datenschützer in einem gestern veröffentlichten Beschluß die Behauptung, das Vorhaben der Firma könne 'kriminellen Aktivitäten Tür und Tor öffnen'. Zudem darf Jacob nicht mehr behaupten, er halte das Projekt 'bereits nach der bestehenden Rechtslage nicht für zulässig'. Weitere kritische Äußerungen ließ das Gericht dagegen unbeanstandet. ... (Az.: 20 L 3757/98)" HB 17.3.99 S. 10

"Experte darf nicht vor Bilddatenbank warnen
Der Bundesdatenschutzbeauftragte darf die Errichtung einer Bilddatenbank über Häuser und Grundstücke an öffentlichen Straßen und Plätzen nicht als Hilfe für kriminelle Aktivitäten bezeichnen. ... Im Beschluß heißt es, ein Urteil über die Rechtmäßigkeit einer solchen Datenbank dürfe erst nach Prüfung der Rechtslage abgegeben werden. Eine negative Beurteilung wäre nur bei offensichtlicher Rechtswidrigkeit der Pläne ausnahmsweise zulässig, um Gefahr für das Gemeinwohl abzuwenden. Darum gehe es nicht." FR 17.3.99 S. 4

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"Besorgniserregende Zahl 'digitaler Fingerabdrücke' / Programmierer entdeckt Registriersystem in der Software von Microsoft
... Microsoft hatte nämlich den 'digitalen Fingerabdruckstempler' in die schon seit zwei Jahren auf dem Markt erhältlich und weit verbreitete Bürosoftware 'Office 97' eingebaut. Dort bekommt jedes Dokument - sei es aus der Textverarbeitung 'Word' oder aus dem Tabellenkalkulationsprogramm 'Excel' - ein digitales Zeichen eingebrannt, ohne daß der Computerbenutzer von seinem Glück weiß. Eine lange und automatisch erzeugte Identifizierungsnummer sorgt dafür, daß das im Firmennetz oder Internet verbreitete Dokument bis auf ihren Ersteller zurückverfolgt werden kann. ... Registriert ein PC-Besitzer seine Betriebssystemsoftware Windows 98 online, dann wandern nicht nur seine persönlichen Daten wie Name, Adresse und Telefonnummer in die Datenbanken von Microsoft, sondern auch der digitale Fingerabdruck seiner Systemsoftware." HB 17.3.99 S. 43

"Windows 98 soll keine Daten weitergeben
Nach einem Bericht der New York Times will Microsoft einen Bestandteil seines Betriebssystem Windows 98 ändern, mit dessen Hilfe Unbefugte Zugang zu privaten Informationen erhalten können. ... Die gewonnenen Informationen sollten vor allem dem Service-Personal von Microsoft dazu dienen, den Nutzern bei Diagnose-Problemen besser helfen zu können. Der Softwaregigant habe sie nie für Marketingzwecke nutzen wollen. Über das Identitätsnummern-System könnten Hacker die Gewohnheiten der PC-Nutzer im Internet ausspionieren und sogar auf private Dokumente zugreifen, so die New York Times weiter. Die Identitätsnummer sei für die Sicherheit potentiell viel gefährlicher als die Seriennummer in Intels neuem Pentium-III-Chip, da sie an den Personennamen, die Hardware und selbst an die produzierten Dokumente angehängt werde. ... Das Unternehmen erwäge auch, ein kostenloses Programm bereitzustellen, mit dessen Hilfe der Windows-Benutzer die Informationen zur Seriennummer löschen könne." SZ 17.3.99 S. V 2 / 10

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"Der trügerische Keks / Wie man die Anonymität von Internet-Nutzern knackt
... Cookies sind kleine Textdateien, die ein Internet-Anbieter auf dem Computer des Kunden speichern kann, wenn der seine Seiten besucht. 'Da steht dann zum Beispiel, was sich der Betroffene in der letzten Zeit gekauft oder angesehen hat', berichtet Andreas Koschel, Internet-Spezialist bei der Computerzeitschrift PC-Welt ... . Mittlerweile gibt es regelrechte Firmenverbünde, die ihre Cookie-Informationen austauschen und so die Gewohnheiten von Internet-Nutzern ausspionieren können, berichtet Axel Kossel von der Computerzeitschrift c't Magazin. ... Kossel empfiehlt Internet-Nutzern, in ihrem Netz-Browser einen 'Cookie-Filter' zu setzen ... . Neben den 'Cookies' erhält jeder Internet-Nutzer bei jedem Besuch im Netz von seinem Provider - also der Firma, die den Netzzugang herstellt - eine neue Zufallsnummer als Identifikation. Wer hinter welcher Nummer steckt, verraten die Provider aber nur der Polizei - und auch das nur, wenn Verdacht auf Straftaten vorliegt. ... Anders als die bisherigen Methoden bietet die neue 'Seriennummer' auf den Intel-Chips die Möglichkeit, den jeweiligen Computer eindeutig zu erkennen. ... Intel selbst versichert, jeder Kunde könne die Seriennummer auf Wunsch jederzeit abschalten ... . ... Spezialist Kossel erklärt dagegen, das Ausschalten der Seriennummer ließe sich mit einigem Aufwand umgehen: 'Mit einem entsprechenden Programm kann das so schnell zurückgeschaltet werden, daß man es gar nicht bemerkt.'" SZ 17.3.99 S. V 2 / 14

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"Datenschutz / Aus für die Kredit-BahnCard
... Amtsgericht Kassel ... . ... Das Urteil vom Januar 1999 (Az. 242 C 1260/98) gab den Datenschützern recht: Wer die Vertragsklausel zur Datenweitergabe nicht akzeptiert, braucht die Verarbeitung durch Dritte - hier die Citibank - nicht zu dulden. ... Nun wird - kurz nach dem Urteil - diese Zusammenarbeit zwischen Bank und Bahn für die Zukunft beendet. ... Offenbar wurden die Datenschutzbedenken der erfolgreichen Kläger doch von vielen Bahnkunden geteilt." ND 17.3.99 S. 7-Ratgeber

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"Blitzschnell die Bonität prüfen / Bankensoftware findet starkes Interesse bei branchenfremden Dienstleistern / Risikoabschätzung in Minuten
... Der Verbraucher wird bei der Bonitätsprüfung immer häufiger mit automatisierten Kreditwürdigkeits-Checks konfrontiert. ... Doch Banken-Berater Adolf Klingler ist angesichts dieser Entwicklung skeptisch. 'Für die Banken besteht das Risiko, unzufriedene Kunden zu bekommen.' ... Während beispielsweise bei der Finanzierung eines Neuwagens der gesamte Entscheidungsprozeß über die Kreditvergabe inklusive Recherche bei Auskunfteien und dem Abgleich mit internen Risikoeinschätzungen und -erfahrungen mindestens zwanzig Minuten dauerte, so schrumpft diese Zeit über die Online-Verbindung mit dem Zentralrechner des Instituts auf bis zu zwei Minuten zusammen. In dieser Zeit läuft auch eine Online-Abfrage bei der Schufa. ... Die Zahlungsmoral des Kunden wird über Punktzahlen, die sogenannten Scores, ermittelt. Dazu verwendet die Bank ihre eigenen Erfahrungen, die sie bei der Vergabe von Krediten an bestimmte Kundengruppen gemacht hat. Anhand der angegebenen Daten wird der Kunde verschiedenen Verhaltenskategorien zugeordnet. ... Die endgültige Entscheidung über die Kreditvergabe verbleibt beim Bankmitarbeiter. ... Für Adolf Klingler liegt der Haken dieser Systeme noch immer bei der korrekten Angabe der Daten." SZ 17.3.99 S. V 2 / 10

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"Schutz gegen Werbung per Telefon
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat den Schutz von Verbrauchern vor telefonischer Werbung gestärkt. ...erklärte das Gericht eine von Banken formularmäßig verwendete Klausel für unwirksam, durch die Kunden bei der Kontoeröffnung ihr Einverständnis mit telefonischer 'Beratung' erklären. ... In den Begründung heißt es: Telefonwerbung sei eine 'besonders schwerwiegende Beeinträchtigung der verfassungsrechtlich geschützten Privatsphäre', weil sie ein praktisch unkontrollierbares Eindringen in die Lebensgewohnheiten der Menschen erlaube." ND 17.3.99 S. 11

"Schutz vor Werbung am Telefon" HB 17.3.99 S. 10

"BGH stärkt den Schutz vor Werbung per Telefon / Bundesgerichtshof wendet sich gegen 'schwerwiegende Beeinträchtigung der Privatsphäre
... Weder die Eröffnung eines Bankkontos noch die Tatsache, daß das Einverständnis zur Telefonwerbung jederzeit widerruflich sei, rechtfertige solche Eingriffe in die Privatsphäre, so der Bundesgerichtshof weiter. (Aktenzeichen: XI ZR 76/98 vom 16. März 1999)." BerlZtg 17.3.99 S. 37

"Bundesgerichtshof rügt Telefonwerbung" Tsp 17.3.99 S. 22

"BGH schränkt Telephonwerbung stark ein / Richter verbieten Klausel der Commerzbank / Schwerwiegende Beeinträchtigung der Privatsphäre
Der Bankensenat des Bundesgerichtshofs (BGH) hat die Werbung per Telephon stark eingeschränkt. Er verbot der Commerzbank AG, Frankfurt, mit ungewöhnlich heftigen Worten eine gesonderte Formularklausel, durch die sich ein Kunde bei der Kontoeröffnung mit telephonischer Beratung einverstanden erklären konnte." SZ 17.3.99 S. 25

Kommentar:
"Bei Anruf Werbung
... Klar ist nun, daß formularmäßiges Einverständnis mit dieser Form von Werbung unwirksam ist. ... Die Kunden wurden bei der Kontoeröffnung ausdrücklich und gesondert gefragt, ob sie per Unterschrift mit telephonischer 'Beratung' durch die Bank 'oder eine von ihr beauftragte Stelle' einverstanden wären. Immerhin zwei Dirttel (!) waren es nicht und verweigerten die zweite Unterschrift. ... Wer die Telephon-Werbung nicht von Anfang an ablehnte, konnte seine Unterschrift jederzeit widerrufen. Deshalb passen die starken Worte in der vorläufigen BGH-Begründung nicht zu dem eher harmlosen Fall." SZ 17.3.99 S. 25

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"Wenn Vermieter Intimes wissen wollen / Fragen nach dem Einkommen und der Wohnungsbelegung sind durchaus erlaubt
... Auf Fragen, die mit dem Mietvertrag nichts zu tun haben, muß man nicht wahrheitsgemäß reagieren. ... Beantwortet der Mieter diese Fragen nicht, muß er unter Umständen damit rechnen, daß er die Wohnung nicht erhält. ... Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund in Köln empfiehlt deshalb Wohnungsbewerbern, jede Frage zu beantworten, auch wenn sie der Vermieter nicht stellen darf. Bei diesen Fragen ist Schummeln erlaubt. ... Hat der Mieter die Wohnung erhalten und erfährt der Vermieter nachträglich von der Schummelei, darf er den Mietvertrag grundsätzlich nicht kündigen." MoPo 17.3.99 S. 35

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"Mehr Befugnisse bei Kontrolle der Geheimdienste / SPD-Fraktion billigt Gesetzentwurf
... Der neue Ausschuß wird mehr Befugnisse erhalten. So sollen die Mitglieder Einsicht in Akten und Dateien der Geheimdienste bekommen sowie deren Mitarbeiter befragen dürfen." BerlZtg 17.3.99 S. 7

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"Online-Konto mit digitaler Unterschrift / Elektronische Bankgeschäfte via Internet sollen einfacher und sicherer werden" SZ 17.3.99 S. V 2 / 12

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LOKALES

"Wahlwerbung / Rechtzeitiger Widerspruch
Der Berliner Datenschutzbeauftragte Hansjürgen Garstka hat im Vorfeld der Europawahl am 13. Juni darauf hingewiesen, daß nur ein rechtzeitiger Widerspruch unerwünschte Wahlwerbung verhindert." ND 17.3.99 S. 1-Ratgeber

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